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Das Leben ist schön – aber leider nicht immer
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Prioritäten
Das Leben ist schön – aber leider nicht immer

Vom Umgang mit den Widrigkeiten des Lebens

Dr. Frank Hasel
Autor und Theologe

Wir alle sehnen uns nach einem guten Leben. Oft ist das Leben schön, sehr schön sogar. Aber leider nicht immer. Egal, wie sehr ich mich zum Beispiel um eine gesunde Ernährung bemühe oder regelmäßig Sport treibe: Wir befinden uns in einer Welt, in der wir selbst bei vorbildlicher Lebensweise von negativen Erfahrungen nicht verschont bleiben. Deshalb verwundert es nicht, dass wir alle mit den schwierigen und schweren Seiten des Lebens zu kämpfen haben. Es gibt wohl kaum jemanden, der im Laufe seines Daseins nicht mit unangenehmen und schmerzlichen Lebenswirklichkeiten konfrontiert wird, die als ungerecht empfunden werden und die nur schwer zu verstehen sind. Für manches, was uns widerfährt, gibt es keine einfache Sinndeutung oder überhaupt keine einsichtige Erklärung. In solchen Situationen fragen wir uns unweigerlich, wie so etwas passieren konnte und was das für uns und unsere Zukunft bedeutet. Wir alle kennen die schwierigen «Warum»-Fragen, die in solchen Momenten leicht in uns aufkommen. Damit umzugehen ist herausfordernd, denn wenn es keine guten Antworten auf schwierige Fragen gibt oder unsere Erklärungsversuche unbefriedigend bleiben, ist man gefordert, abzuwarten und mit offenen Fragen leben zu lernen. Aber zu warten, wenn wir die Zukunft nicht kennen oder der Ausgang einer Sache ungewiss ist, fällt schwer, sehr schwer sogar. Warten kann uns daran erinnern, dass oft die wichtigsten, schönsten und geliebtesten Dinge diejenigen sind, die außerhalb unserer Macht und Kontrolle liegen.

Vielleicht stehen wir als aufgeklärte und fortschrittliche Menschen des 21. Jahrhunderts in der Gefahr, angesichts schier grenzenloser Möglichkeiten in Wissenschaft und Medizin Leid, Schmerz, Krankheit und Vergänglichkeit weitgehend aus unserem Leben auszuklammern. Oder wir versuchen diese unangenehme Realität des Lebens zu verdrängen. Aber wie gehen wir mit dieser unbeliebten und unschönen Seite des Lebens um, wenn sie uns persönlich trifft? Es ist möglich, theoretisch und abstrakt über das Leid zu reden. Aber wenn man selbst betroffen ist, ändert das den Blickwinkel grundlegend.

Lernen, zu warten
2008 erhielt meine Frau eine Krebsdiagnose. Einer lebensbedrohlichen Krankheit zu begegnen, über die man keine Kontrolle hat und deren Ausgang ungewiss ist, konfrontierte uns mit schwierigen Fragen und der schmerzlichen Erfahrung, warten zu müssen. Wir warteten in verschiedenen Krankenhäusern, bevor Behandlungen begannen oder nachdem sie beendet waren. Wir warteten auf Laborergebnisse und auf weitere Arzttermine. Und wo warteten wir? Im Wartezimmer, wie dieser Ort passenderweise heißt. Wir warteten, um einerseits zu sehen, ob die Therapie anschlägt, und andererseits, um herauszufinden, wie Gott unsere Gebete beantworten würde. Wenn du nicht gerade eine extrem geduldige Person bist, kannst du wahrscheinlich verstehen, wie schwer mir das Warten fiel. Ich mag generell keine langen Warteschlangen, keine Staus oder Verabredungen, die sich verzögern. Mich frustrieren unpünktliche Leute oder Abläufe, die länger dauern als nötig. Warten scheint oft nichts weiter zu sein als sinnloser Verzug. Aber ohne Warten gibt es kein menschliches Leben. Warten müssen ist Teil unseres Lebens in Raum und Zeit. Geduldig warten zu können, gilt es zu lernen. Dieser Prozess macht uns reifer und freier.

 

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