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Gute Beziehungen machen glücklicher und gesünder!
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Beziehungen
Gute Beziehungen machen glücklicher und gesünder!

Melanie Kluge
B.Sc. Psychologie
Murrhardt, D

Gute Beziehungen zu Familienmitgliedern, Freunden und Nachbarn sind unglaublich wertvoll. Sie machen uns glücklicher, gesünder und lassen uns länger leben! Das zeigt beispielsweise die Harvard-Studie über die Entwicklung Erwachsener, ein Projekt, das bereits seit über 80 Jahren läuft und Männer (und später auch deren Ehefrauen und mittlerweile sogar deren Kinder) von ihren jungen Jahren bis an ihren Lebensabend begleitet, regelmäßig befragt und untersucht. Ein Forschungsprojekt über einen solch langen Zeitraum hinweg ist in der Wissenschaft (leider) eine Seltenheit, da ein so langfristiges Unterfangen natürlich sehr komplex und auch teuer ist. Der Vorteil ist, dass sich viel besser abgesicherte Schlussfolgerungen ziehen lassen als bei anderen Studien.

Was ist ein gutes soziales Netzwerk?

Bevor wir uns der Frage widmen können, was uns ein gutes soziales Netzwerk bringt, müssen wir uns kurz damit beschäftigen, was so ein Netzwerk überhaupt ausmacht. Soziale Netzwerke können sich hinsichtlich ihrer Größe unterscheiden – manche Menschen haben viele Freunde, Angehörige und Bekannte, manche weniger. Worauf es letzten Endes ankommt, ist aber nicht die Anzahl der Beziehungen, sondern vor allem deren Qualität. Wie oft sehe ich den anderen? Wie häufig telefonieren oder schreiben wir? Wie viel Unterstützung erhalte und gebe ich in dieser Beziehung? Wie verbunden fühle ich mich, wie eng ist unsere Beziehung? Beeinflussen wir einander positiv?

Soziale Unterstützung und soziale Zugehörigkeit

Zwei wichtige Komponenten sozialer Beziehungen sind soziale Unterstützung und soziale Zugehörigkeit. Erstere kann beispielsweise darin bestehen, auf die Kinder der Nachbarn aufzupassen, jemandem Geld zu leihen, dem anderen zuzuhören und einen guten Rat zu geben oder den Partner in den Arm zu nehmen und zu trösten. Bei der sozialen Zugehörigkeit geht es darum, sich an sozialen Aktivitäten zu beteiligen, ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln und sich mit seiner Rolle in sozialen Beziehungen zu identifizieren. Beispiele hierfür sind die Mitgliedschaft in einem Sportverein oder in einer Kirche, die Freude bereitet.

Was bringt mir dieses Netzwerk?

Gute Beziehungen haben viele positive Auswirkungen – auf Gesundheit, Psyche und auch darauf, wie wir Stress erleben und damit umgehen.

Gesundheit

Ein gutes soziales Netzwerk geht mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einher, einen Herzinfarkt zu überleben, und mit einem geringeren Risiko, dass sich Krebs wiederholt. Aber auch das Immunsystem profitiert von guten Beziehungen: Eine Studie belegt, dass Personen mit einem guten sozialen Netzwerk weniger anfällig für Erkältungen sind. Ebenso schützt es vor Depressionen und Angststörungen und sogar vor Gedächtniseinbußen im Alter.

Ein Teil dieser überaus positiven Auswirkungen auf die Gesundheit kann dadurch erklärt werden, dass soziale Netzwerke oft dazu beitragen, weniger gesundheitsschädigendes Verhalten an den Tag zu legen: Gute Beziehungen gehen mit weniger Alkohol- und Tabakkonsum und mehr Bewegung einher.

Insgesamt lassen sich viele, viele Studien folgendermaßen zusammenfassen: Gute Beziehungen haben für die Gesundheit ähnlich große Auswirkungen wie der Verzicht auf Nikotin, ein gesunder Blutdruck und regelmäßige Bewegung. In gute Beziehungen zu investieren ist also ähnlich wichtig wie Bewegung oder andere gesunde Lebensweisen!

Lebenszufriedenheit

Vielleicht noch wichtiger als die positiven Auswirkungen auf unsere Gesundheit ist die Tatsache, dass uns gute Beziehungen glücklicher und zufriedener machen – und das selbst in schwierigen Lebenslagen. So konnte vielfach gezeigt werden, dass gute Beziehungen vor den negativen Auswirkungen von Stress schützen können und uns dabei helfen, trotz schwieriger Umstände und Stress glücklich und gesund zu bleiben.

Eine stabile Ehe

Für viele Menschen ist ihre Ehe die engste Beziehung. Hier gilt insbesondere, dass eine gute, stabile Ehe vor körperlichen und psychischen Krankheiten schützt und zu höherem Wohlbefinden beiträgt. Studien wiesen nach, dass verheiratete Menschen weniger anfällig für Krebs und Herzkreislaufkrankheiten sind und sogar länger leben.

Hier ist allerdings Vorsicht geboten, denn unverheiratete Menschen sind im Durchschnitt glücklicher als unglücklich Verheiratete! Es kommt also – wie so oft – auf die Qualität der Beziehung an. Der Trauschein allein bringt nichts.

Die Gefahren konfliktreicher Beziehungen

Leider sind nicht alle Beziehungen immer nur gut, und schlechte Beziehungen sind oft schädlicher, als gute Beziehungen gut sind. Das gilt nicht nur für die Ehe, sondern auch für anhaltende Probleme mit anderen Familienmitgliedern und Freunden. Konfliktreiche Beziehungen führen zu schlechterer Gesundheit und vermindertem Wohlbefinden. Wir sollten also bestrebt sein, Konflikte zu lösen. Denn im Ratschlag: «Soviel an euch liegt, haltet mit allen Menschen Frieden» liegt viel Weisheit verborgen!

Was kann ich tun?

Die Ergebnisse der Forschung sind klar: Gute, funktionierende Beziehungen lohnen sich. Doch was kann ich ganz konkret tun, um mein soziales Netzwerk zu pflegen und meine Beziehungen noch besser und wertvoller zu machen?

Beziehungen bewusst pflegen

Beziehungen muss man pflegen, damit sie wachsen. Gute Beziehungen bedeuten Investition. Manchmal tendieren wir dazu, dies aus den Augen zu verlieren und Beziehungen als nicht so wichtig zu erachten. Job, ein Abendessen auf den Tisch stellen, Kinder zum Musik­unterricht fahren, einkaufen, die Wohnung in Ordnung halten – der Alltag mit seinen vielen Aufgaben schlägt oft voll zu. Beziehungen zu pflegen ist oft nicht so greifbar wie die klar definierten Aufgaben des Alltags oder auch wie Joggen oder eine gesunde Ernährung. Halten wir uns also in Erinnerung, dass in gute Beziehungen zu investieren ebenso zu einem gesunden Lebensstil gehört wie Bewegung oder der Verzicht auf Alkohol oder Nikotin. Wir sollten dementsprechend kein schlechtes Gewissen haben, wenn wir uns Zeit nehmen, um Beziehungen zu pflegen.

Vorschläge zur Beziehungs­pflege

Natürlich gibt es zur Beziehungspflege kein Rezept, doch hilft es manchmal bereits, ein paar Vorschläge zu lesen und diese gegebenenfalls der eigenen Situation anzupassen. Suchen Sie sich doch ein bis zwei Vorschläge heraus und unternehmen Sie konkrete Schritte, um sie in die Tat umzusetzen!

Wann haben Sie zuletzt einen Wochenendausflug mit Familie oder Freunden unternommen? Wie wäre es mit einem Wochenende im Süden oder mit einem Camping-Wochenende im Frühjahr? Alternativ könnten Sie auch ein Plätzchenback-Wochenende organisieren und gemeinsam mit lieben Menschen Weihnachtsgebäck backen. Zusätzlich zur Beziehungspflege hat man davon auch noch jede Menge Leckereien!

Natürlich muss es nicht gleich ein ganzes Wochenende sein. Vielleicht lässt sich ein Babysitter (oder der Partner) organisieren, damit man endlich wieder einen ungestörten Abend mit einer Freundin / einem Freund verbringen und sich über Freuden, aber auch Sorgen und Nöte austauschen kann.

Eine andere Idee wäre, die vielleicht etwas einsame Nachbarin zum Abendessen einzuladen – nicht nur sie wird davon profitieren.

Oder wie wäre es mit einem handgeschriebenen Brief an das Enkelkind oder einen alten Freund? Wer freut sich schließlich nicht über Post, die nicht aus Rechnungen, Werbung oder Ähnlichem besteht, sondern persönlicher Natur ist? Eine WhatsApp-Nachricht oder E-Mail ist natürlich auch nett, aber nicht so nett wie ein handgeschriebener Brief – ein Brief ist viel persönlicher!

Wenn Sie verheiratet sind, könnten Sie gezielt in Ihre Ehe investieren, indem Sie zum Beispiel ein Eheseminar besuchen oder ein paar Sitzungen Eheberatung in Anspruch nehmen – welche Ehe kann davon nicht profitieren? Sie werden überrascht sein, was Sie alles über sich und einander herausfinden!

Einer langjährigen Partnerschaft tut es oft gut, etwas Neues gemeinsam auszuprobieren: Sie könnten zusammen einen Kletter- oder Kochkurs besuchen, ein Brettspiel spielen oder ein Vogelhaus bauen.

Unabhängig von Ihrem Beziehungsstatus könnten Sie einem Verein beitreten oder sich in Ihrer Kirche in einem bestimmten Bereich nützlich machen. Ob gemeinsam mit anderen wandern, singen, Fußball spielen oder sich bei Dekoration oder Kinderbetreuung in der Kirchgemeinde einbringen – all das wird zum Zugehörigkeitsgefühl beitragen und damit Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden fördern.

Vielleicht gibt es da aber auch ein Familienmitglied, mit dem Sie seit Jahren nicht gesprochen haben. Schritte, um auf die andere Person zuzugehen, und Missverständnisse und Verletzungen zu klären versuchen, kann unglaublich heilsam sein, wenngleich so etwas natürlich oft viel Kraft und Überwindung kostet. Groll zu hegen kostet Sie letzten Endes jedoch noch mehr – es geht zu Lasten Ihrer eigenen körperlichen und psychischen Gesundheit (siehe dazu den Artikel von Dr. med. Ruedi Brodbeck ab Seite 28).

Ich habe letzte Woche angefangen, einen Brief an einen etwas aus den Augen verlorenen Freund zu schreiben. Was nehmen Sie sich vor?

Zusammenfassung

Zahlreiche Studien sind sich darüber einig, dass uns gute Beziehungen glücklicher und gesünder machen. Wichtig ist vor allem die Qualität unserer Beziehungen, denn konfliktreiche und unharmonische Beziehungen bergen großes Potential, uns sowohl körperlich als auch psychisch zu schaden. Sich um seine Gesundheit zu kümmern, bedeutet also auch, in Beziehungen zu investieren. Die Möglichkeiten, die wir haben, um an unserem sozialen Netzwerk zu arbeiten, sind endlos. Wir sollten versuchen, Konflikte zu lösen und Freundschaften zu pflegen.

 

 

 

 

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