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Die letzte Ruhe
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Ruhe
Die letzte Ruhe

Ursula Weigert
Logotherapeutische Lebensberaterin, Trauerbegleiterin, Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache
Neufahrn b. Freising, D

Elias H.

Er hieß Elias und war mit Mitte dreißig im besten Alter. Beruflich hatte er es schon weit gebracht. Als Rechnungsprüfer für die Regierung in der syrischen Hauptstadt Damaskus hatte er neben sehr guter Bezahlung noch weitere Annehmlichkeiten wie einen Dienstwagen samt Chauffeur und nebenbei die Möglichkeit zur Promotion bekommen. Er war mit einer bildhübschen Traumfrau verheiratet. Ein Sohn und eine Tochter, beide im Kleinkindalter, hatten das Familienglück perfekt gemacht.

Im Fadenkreuz

Dann kam der Bürgerkrieg bedrohlich näher. Als Elias H. eines Tages in der Mittagspause auf seinem Balkon saß, schlug unvermittelt ein Geschoss dicht neben ihm ein. Ein Scharfschütze hatte ihn ohne Vorwarnung ins Visier genommen. Nur dadurch, dass er sofort in Deckung ging und tief gebückt rasch im Haus verschwand, blieb der junge Familienvater unverletzt.

Unter Generalverdacht

Als Christen hatte die Familie wie schon ihre Vorfahren lange unbehelligt mit Muslimen verschiedener Richtungen zusammenleben können. Doch seit den militärischen Aktionen der US-Amerikaner und der Briten, die als Vertreter des «christlichen Abendlandes» auftraten und wahrgenommen wurden, gerieten Angehörige christlicher Kirchen immer mehr unter Generalverdacht. Das galt auch für Elias H. und seine Familie, zumal er für die Regierung arbeitete, die wiederum für ihre Toleranz gegenüber den Christen im Land bekannt war.

Ausreise nach Deutschland

Zwei Brüder von Elias hatten schon etliche Jahre zuvor deutsche Frauen geheiratet und lebten mit ihren Familien in Bayern. Mit einer Beurlaubung zur Fertigstellung seiner Doktor-Arbeit in Deutschland und der Erlaubnis, mit finanzieller Bürgschaft seine Familie mitzubringen, übersiedelten die H.s im Frühjahr 2014 in ein Dorf nahe Rosenheim und wohnten bei Verwandten in sehr beengten Verhältnissen. Wisam, der knapp vierjährige Sohn, hatte schon mitbekommen, dass in Syrien «böse Männer» am Werk waren und er seine Heimat samt den Freunden dort erst wiedersehen würde, «wenn die Bösen alle tot sind». Seine jüngere Schwester Mays reagierte alterstypisch mit häufigem Weinen, Schreien und Aufsässigkeit, vor allem, als die H.s nach einem halben Jahr weiterzogen, diesmal zu einem Bruder mit Familie im Großraum München. Hier wohnten sie ein Vierteljahr lang zu acht in einer Zwei-Zimmer-Wohnung.

 

 

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